Von 2009 bis 2017 ist das Spendenvolumen deutlich gestiegen – Fast jeder zweite Erwachsene spendet – Am meisten geben Menschen mit hohem Einkommen – Hohes Engagement für Geflüchtete
Fast zehn Milliarden Euro haben die Menschen in Deutschland im Jahr 2017 gespendet. Damit hat sich die Gesamtsumme der Spenden seit dem Jahr 2009 nominal um mehr als rund 70 Prozent erhöht. Mehr als ein Drittel des gesamten Spendenvolumens stammte von den am besten verdienenden zehn Prozent der Einkommensbeziehenden. Besonders groß war in den letzten Jahren das Engagement für Geflüchtete: 2015 und 2016 hat rund ein Drittel der Erwachsenen sie mit Geld- und Sachspenden unterstützt. Das sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die unter anderem auf Basis der Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) erstellt wurde.
Demnach hat in Deutschland im Jahr 2017 fast jeder zweite Erwachsene Geld gespendet. Der Anteil der SpenderInnen ist zwischen 2009 und 2017 um rund sieben Prozentpunkte gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich auch die durchschnittlich gespendete Geldsumme von 206 auf 301 Euro erhöht. Etwa jede/r dritte Erwachsene hat in allen drei in der Studie untersuchten Jahren (2009, 2014, 2017) gespendet; etwa 40 Prozent nur gelegentlich und 30 Prozent gar nicht.
2017 war der Anteil der SpenderInnen in Westdeutschland (47 Prozent) größer als der in Ostdeutschland (37 Prozent). Außerdem waren mehr Frauen als Männer unter den SpenderInnen, wobei die Männer im Durchschnitt 357 Euro und damit rund 100 Euro mehr gaben als die Frauen. Ältere Menschen waren freigiebiger als jüngere: Während der Anteil bei den unter 30-Jährigen bei 30 Prozent lag, fanden sich die meisten SpenderInnen (58 Prozent) unter den 65- bis 80-Jährigen sowie den über 80-Jährigen. Letztere erbrachten mit durchschnittlich über 400 Euro pro Jahr auch die höchsten Spenden aller Altersgruppen. Außerdem wurde umso häufiger gespendet, je höher die schulischen und beruflichen Ausbildungsabschlüsse der Gebenden waren.
Auch zeigten die SOEP-Daten, dass es im Jahr 2014 unter Menschen, die einer Religion angehörten, mehr SpenderInnen (51 Prozent) gab als unter den Menschen ohne religiöse Bindung. „Für wohltätige Zwecke zu spenden, ist eine tief in der christlichen und islamischen Tradition verwurzelte Norm“, erklärt der DIW-Forscher Jürgen Schupp, einer der Autoren der Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) erstellt wurde.
Hohes Engagement für Geflüchtete
Bezüglich der Frage, wofür gespendet wurde, haben die Wissenschaftler insbesondere Spenden für Geflüchtete genauer untersucht. Seit 2013 sind rund eine Million Schutzsuchende nach Deutschland gekommen, für die sich viele Menschen hierzulande engagiert haben. Wie die Studie zeigt, haben in den Jahren 2015 und 2016 rund 28 Prozent und in den Jahren 2017 und 2018 immer noch 20 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland Geflüchtete mit Geld- und Sachspenden unterstützt.
„Wer mehr Einkommen zur Verfügung hat, ist eher in der Lage, Mittel für soziale und wohltätige Zwecke aufzubringen.“ Zbignev Gricevic
Einen wesentlichen Grund für die Unterschiede im Spendenverhalten unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen sehen die Wissenschaftler in den ungleichen finanziellen Ressourcen. „Wer mehr Einkommen zur Verfügung hat, ist eher in der Lage, Mittel für soziale und wohltätige Zwecke aufzubringen“, sagt Zbignev Gricevic, Co-Autor der Studie. Diesen Zusammenhang belegen auch die SOEP-Daten: Mehr als ein Drittel des gesamten Spendenvolumens im Jahr 2017 stammten von den reichsten zehn Prozent der Einkommensbeziehenden.
„Die im Laufe der Zeit gewachsene Spendentätigkeit – auch von SpitzenverdienerInnen – ist natürlich sehr erfreulich für gemeinnützige Organisationen“, sagt Jürgen Schupp. Allerdings würden so auch die Steuereinnahmen des Staates verringert. Denn private SpenderInnen können ihre Spenden in den meisten Fällen voll steuerlich abziehen. „Eine Deckelung der Steuervergünstigung, die auch in anderen Bereichen der Besteuerung gilt, wäre an dieser Stelle eine mögliche Alternative“, sagt Schupp.