Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ist für den langjährigen SPD-Chef Sigmar Gabriel kein Vorbild beim Wechsel in die Wirtschaft.
„Für eine ausländische Regierung oder in einem von ihr kontrollierten Unternehmen würde ich nicht arbeiten“, sagte Gabriel dem manager magazin. Schröder führt die Aufsichtsräte des russischen Energiekonzerns Rosneft und der Pipelinegesellschaft Nord Stream. Das Pipelineprojekt Nord Stream sei allerdings „im deutschen und europäischen Interesse“, ergänzte Gabriel.
Der ehemalige Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister Gabriel hat seit Mai ein Aufsichtsratsmandat der Deutschen Bank und wird in Kürze auch ein Mandat als Kontrolleur bei Siemens Energy übernehmen. Gleichzeitig ist Gabriel als Berater tätig, so auch für drei Monate im Frühling 2020 für den Großschlachter Clemens Tönnies.
Gabriel sagte, für ihn habe es nach dem Abschied aus der Politik zwei Optionen gegeben: eine operative Aufgabe in der Wirtschaft oder Aufsichtsratsmandate. Ein Politiker könne aber nicht von einem Moment auf den anderen ein Unternehmen führen, sagte Gabriel. Die Arbeit eines Managers sei in vielem „komplett anders“. Die meisten Vorstände wollten keinen ehemaligen Spitzenpolitiker neben sich, „der dann ständig mehr in der Öffentlichkeit steht als das Unternehmen und sie selbst“. Für eine Aufsichtsratsposition sei dagegen der Blick auf die langen Linien und das Gesamtbild gefragt, dazu auch der Sinn für die Stimmungen in den Hauptstädten. „Dieses geopolitische Denken fehlt in vielen deutschen Unternehmen ebenso wie in der Politik“, ergänzte Gabriel.
Gabriel sorgt sich um die Attraktivität der SPD. „Ich weiß nicht, ob die SPD von heute für mich als 17-Jährigen noch so interessant wäre, wie sie es damals war“, sagte er dem manager magazin. Die Partei habe den Blick auf den Alltag vieler Menschen verloren.