Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht den vom Koalitionsausschuss beschlossenen Kinderbonus von 300 Euro pro Kind kritisch.
Die Maßnahme sei „nach dem Gießkannenprinzip“ beschlossen worden, sagte DIW-Bildungs- und Familienexpertin Katharina Spieß dem Handelsblatt. „Es handelt sich quasi um ein verkapptes Betreuungsgeld, beziehungsweise eine temporäre Kindergelderhöhung.“ Die Sonderzahlung gehe an alle Familien und sei nicht zielgruppenspezifisch.
Die Expertin prognostiziert „immense Mitnahmeeffekte“ bei Familien mit mittleren oder oberen Einkommen. „Die Milliarden verpuffen bei vielen in einem einmaligen Konsum.“ Besser wären demnach mehr investive Maßnahmen mit nachhaltigem Charakter gewesen, um verlässliche und kontinuierliche Lernangebote von Anfang an zu schaffen, sagte die Bildungs- und Familienökonomin.
Den von Union und SPD beschlossenen Kapazitätsausbau in der Kindertagesbetreuung und bei Schulen sieht die DIW-Forscherin positiv: „Das bringt den Eltern etwas, die durch die Corona-Einschränkungen in Kitas und Schulen nach wie vor nicht richtig arbeiten gehen können oder weniger produktiv im Homeoffice sind, weil sie nebenher Kinder betreuen“, erklärte Spieß. „Das bringt aber auch dem Humankapital der Zukunft etwas.“ Doch die dafür veranschlagte Summe von drei Milliarden Euro hält sie für zu gering. Denn es drohe eine Corona-Generation, die wegen unterbrochener und damit fehlender kontinuierlicher früher Bildung und Schule später eventuell Probleme im Arbeitsmarkt habe oder niedrigere Bildungsrenditen erziele. Auch zusätzliches Personal würde benötigt, das eben auch bezahlt werden müsse