Gravitationsforscher Karsten Danzmann zieht in die Hall of Fame der deutschen Forschung ein, zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen brillieren mit Arbeiten zu E-Mobilität und Medizintechnik
Karsten Danzmann, Direktor am Albert-Einstein-Institut (AEI) für Gravitationsphysik in Hannover, wurde am Dienstagabend in Berlin in die Hall of Fame der deutschen Forschung berufen. Der 64-Jährige war maßgeblich beteiligt an der Entwicklung der sensiblen Messtechnik, mit der im Jahr 2015 Gravitationswellen nachgewiesen werden konnten. Albert Einstein hatte diese Phänomene hundert Jahre zuvor in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie postuliert.
Mithilfe der sogenannten Laser-Interferometrie, die das Team um Karsten Danzmann auch in einer Messstation bei Hannover einsetzt, lassen sich die Gravitationswellen detektieren, die zum Beispiel im Weltall bei der Kollision und Verschmelzung von Schwarzen Löchern entstehen. Laser-Interferometrie soll die GPS-Ortung wesentlich verbessern, was bei neuen Anwendungen in der Logistik, der Verkehrssteuerung, der Landwirtschaft und beim autonomen Fahren des Autos eingesetzt werden kann. Firmenausgründungen der Leibniz Universität Hannover haben die Entwicklung neuer Geräte für diese Nutzungen zu ihrem Geschäftsmodell gemacht.
Die Hall of Fame der deutschen Forschung ist eine Initiative des manager magazins und zeichnet alljährlich Wissenschaftler aus, deren Lebensleistung einen herausragenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Forschung geleistet und somit auch den Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb zukunftsfähiger gemacht hat. Seit dem Jahr 2015 wird das Format unterstützt vom Darmstädter Merck-Konzern.
Im Rahmen der Berufungsfeier für den neuen Laureaten wurden zwei junge Wissenschaftlerinnen, deren exzellente Forschungsarbeiten schon heute wichtige Impulse und Nutzungsmöglichkeiten für die Wirtschaft erkennen lassen, mit einem Curious-Minds-Award geehrt. Jeder dieser Preise ist mit 7500 Euro dotiert. „Spitzenforschung aus Deutschland lässt uns künftig viel effizienter mit unseren knappen natürlichen Ressourcen umgehen. Das ist entscheidend, um unseren ökologischen Fußabdruck zu kontrollieren und trotzdem immer mehr Menschen ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen“, begründete Stefan Oschmann, Vorstandschef von Merck, die Preisvergabe.
In der Kategorie „Mobilität und Energie“ erhielt Ulrike Kramm einen Curious-Minds-Award. Die Professorin erforscht an der TU Darmstadt neue, ressourcenschonend herstellbare und kostengünstige Katalysatoren für Brennstoffzellen, die zum Beispiel als Stromlieferanten für E-Mobilantriebe eingesetzt werden können. In der Kategorie „Materialien und Wirkstoffe“ wurde Xiaoying Zhuang ausgezeichnet. Die gebürtige Chinesin, die seit 2014 in Deutschland forscht und mit hoch dotierten Wissenschaftspreisen geehrt wurde, entwickelt an der Leibniz Universität Hannover Computersimulationen zur Erprobung neuartiger Nano-Energieumwandler und -speicher, die zum Beispiel in der Medizintechnik eingesetzt werden können oder für neuartige Leichtbaumaterialien der Luft- und Raumfahrt.
Etwa hundert prominente Gäste hatten sich zu der Festveranstaltung in Berlin versammelt: Bundesminister Helge Braun sprach ein Grußwort, neben Führungskräften aus dem Merck-Konzern feierten auch Dieter Spath, Präsident von Acatech, der Akademie für Technikwissenschaften, und August-Wilhelm Scheer, ehemaliger Präsident des Branchenverbands Bitkom und Laureat der Hall of Fame der deutschen Forschung.
Die Hall of Fame der deutschen Forschung hat nun 24 Mitglieder, darunter Harald zur Hausen, Medizin-Nobelpreisträger 2008, Stefan Hell, Chemie-Nobelpreisträger 2014, und Karlheinz Brandenburg, Entwickler des Datenkompressionsverfahrens mp3.