Europa sollte seine Klimaziele auch in der Coronakrise weiterverfolgen. Das schreiben die ifo-Wissenschaftlerin Karen Pittel und Andreas Löschel von der Universität Münster.
„Heutige Investitionen legen Emissionen in vielen Branchen über Jahrzehnte fest“, heißt es in ihrem Aufsatz für den neuen ifo Schnelldienst. Prof. Pittel leitet das ifo Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen, Löschel ist Professor an der Uni Münster.
Es gelte zu verhindern, dass heute angeschaffte Anlagen in einigen Jahren durch emissionsärmere ersetzt werden müssten, fügten Pittel und Löschel hinzu. „Eine Stilllegung vor Ablauf der wirtschaftlichen Lebensdauer käme einer Vernichtung von Vermögen im großen Maßstab gleich und würde die bereits existierenden Probleme von gestrandeten Investitionen noch verschärfen.“
Die Konjunkturpolitik müsse auf ihre Klimafolgen geprüft werden. Wenn das nicht geschieht, würden durch die Konjunkturpakete Investitionen angeregt und vorgezogen, bei denen der regulatorische Rahmen des Green Deal der EU nicht vollständig umgesetzt sei. In der Folge könnten Geschäftsmodelle fortgeführt werden, die langfristig nicht rentabel wären und die zukünftige Erreichung der Klimaziele massiv erschwerten.
Besonders wichtig sei es, Infrastrukturen für Elektrizität, Wasserstoff und synthetische Brennstoffe auszubauen. Aber auch Investitionen in alternative Mobilitätsformen (Radwege, ÖPNV) und zur Unterstützung der Markteinführung grüner Techniken fielen darunter. „Wenn wir eine weitgehend klimaneutrale und international wettbewerbsfähige Industrie in Europa haben wollen, brauchen wir radikale Prozess- und Produktinnovationen, etwa bei CO2-Abscheidung und -Speicherung oder -Nutzung oder der Erzeugung synthetischer Kraft- und Brennstoffe“, sagte Löschel.
Aufsatz: „Der EU Green Deal und deutsche Anstrengungen zum Klimaschutz in der Coronakrise“, von Andreas Löschel und Karen Pittel, in: ifo Schnelldienst 6/2020;
nachzulesen hier: https://www.ifo.de/