Angesichts des wachsenden Drucks der USA auf Chinas Tech-Sektor hat Norbert Röttgen, Kandidat für den CDU-Parteivorsitz, deutsche Telekommunikationsanbieter zum Verzicht auf Technologie des chinesischen Herstellers Huawei aufgerufen.
„Durch die neuen USA-Sanktionen ist das wirtschaftliche Risiko, mit Huawei zusammenzuarbeiten, enorm gestiegen. Denn ohne amerikanische Chips dürfte es dem Unternehmen schwerfallen, die 5G-Infrastruktur wie geplant auszubauen“, sagte Röttgen dem Handelsblatt. Eines der zentralen Argumente der Befürworter sei bisher gewesen, dass Huawei schneller und günstiger ausbaue. Sollte es jetzt zu Lieferengpässen kommen, „wäre auch dieses Argument vom Tisch“. Dies sei ein Grund mehr, so Röttgen, auf europäische Netzausrüster wie Ericsson und Nokia zu setzen.
Huawei setzen die US-Sanktionen stark zu. Umso wichtiger werden die Geschäftsbeziehungen zu Europa, doch auch hier stehen die Chinesen vor wachsenden Problemen. Bis 2023 soll Huawei aus den 5G-Netzen Großbritanniens verschwinden. Und auch in Deutschland, das Huawei als Schlüsselmarkt auf dem Kontinent ausgemacht hat, trüben sich die Geschäftsaussichten ein. Unterlagen, die dem Handelsblatt vorliegen, deuten auf Spannungen zwischen Huawei und der Deutschen Telekom hin. Die Chinesen beklagen sich darin auf Vorstandsebene bei dem Dax-Konzern über sinkende Absatzzahlen. Ein Minus von mehr als zwanzig Prozent für die vergangenen zwei Jahre hat Huawei ausgemacht. Weder Huawei noch die Telekom wollten sich auf Anfrage dazu äußern.
Angesichts der politischen Unsicherheit hatte die Telekom im Dezember angekündigt, „vorübergehend mit keinem Hersteller 5G-Neuverträge abschließen“ zu wollen. Die Unterlagen, die dem Handelsblatt vorliegen, legen jedoch nahe, dass die Telekom noch Ende des vergangenen Jahres eine Bestellung für die Modernisierung ihrer Netze mit einem Volumen von 60 Millionen Euro bei Huawei aufgegeben hat. Auf Nachfrage bekräftigte ein Telekom-Sprecher die Ankündigung aus dem Dezember, keine 5G-Neuverträge abschließen zu wollen. Er sagte jedoch auch: „Gleichzeitig haben wir zugesichert, den generellen Ausbau und die Modernisierung des Mobilfunknetzes nicht zu stoppen, sondern mit Hochdruck voranzutreiben“. In der Telekommunikationsbranche sind Rahmenverträge zwischen Netzbetreibern und Herstellern üblich. Dadurch können Netzbetreiber bei Herstellern Technik bestellen, ohne Neuverträge abschließen zu müssen.