CDU-Ministerpräsident Armin Laschet will Nordrhein-Westfalen als Standort der Stahlindustrie bewahren. Da gehe es „nicht nur um die Arbeitsplätze, sondern auch darum, dass die Wertschöpfungsketten eine Auswirkung haben auf die gesamte Wirtschaftsstruktur“. Wenn Miele „Waschmaschinen baut, macht es einen Unterschied, ob der Stahlhersteller in Deutschland oder Indien seinen Sitz hat“, sagte Laschet am Rande der Verleihung der Vogel-Preise für Wirtschaftsjournalismus, die am Dienstagabend in der Handelsblatt-Zentrale in Düsseldorf stattfand.
„Mir geht es darum, dass wir im Zeitalter der Energiewende und des Start-up-Hypes immer noch Industrieland bleiben“, sagte Laschet weiter. Dazu sei es wichtig, Old-Economy-Branchen wie Stahl-, Aluminium- und Chemischer Industrie eine Heimat zu bieten und trotzdem bei digitalen Prozessen mit vorne dabei zu sein. Das sei „da s Kunststück, das Nordrhein-Westfalen gelingen muss“
Laschet sitzt auch im Kuratorium der Krupp-Stiftung, die zugleich Großaktionär des schlingernden Thyssen-Krupp-Konzerns ist. Gerade erst hat das Unternehmen Abspaltung und späteren Verkauf weiterer Abteilungen angekündigt, um sich künftig ganz aufs klassische Stahlgeschäft zu konzentrieren. Das will auch der aktivistische Großaktionär Cevian, der den Verkauf der profitablen Aufzugsparte von Thyssen-Krupp fordert. Laschet sieht Cevian „nicht so negativ, wie manche Akteure das Unternehmen in der Vergangenheit schon bewertet haben“. Das Prinzip der deutschen Mitbestimmung sei „auch diesem international tätigen Investor bewusst“.
Eine Zukunftsprognose für Thyssen-Krupp wollte der CDU-Politiker dennoch nicht abgeben. Er wünsche sich aber, dass auch künftig Vorstandsspitze und Gewerkschaften sich der gemeinsamen Verantwortung für das Unternehmen bewusst seien.
Zuglei ch machte sich Laschet für einen „Aufbau West“ stark. Jahrzehntelang hätten auch hochverschuldete Kommunen im Ruhrgebiet den Aufbau in den neuen Bundesländern mitfinanziert. „Die Städte dort sehen heute besser aus als viele Städte in Westdeutschland“, sagte Laschet.
Wenn man also über gleichwertige Lebensverhältnisse spreche, dürfe man nicht nur über abgehängte Regionen im Osten nachdenken: „Die größte Armut ist in Gelsenkirchen, der größte Reichtum am Starnberger See. Letzteres kann man noch erklären.“ Aber warum manche Ruhrgebietsstadt so abgerutscht sei, sei nur schwer vermittelbar: Der Strukturwandel in NRW sei „so gigantisch“ gewesen, dass man die Folgen „jetzt nicht den Städten allein überlassen kann“. Da werde man „auch über die Altschulden reden müssen“.