Mieter müssen auf Wohnraum verzichten. Das einkommensstärkste Fünftel der Haushalte leistete sich im Jahr 2006 noch durchschnittlich 66 Quadratmeter pro Kopf. Heute sind es nur noch 58 Quadratmeter.
Großstadtbewohner in Deutschland leben auf immer weniger Quadratmetern. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) unter Berufung auf eine unveröffentlichte Studie berichtet, ist die bewohnte Fläche von Mietern in Städten mit über 500.000 Einwohnern gesunken: seit 2009 von 54 auf 51 Quadratmeter je Kopf. Damit leben die Großstadtbewohner heute so eng wie zuletzt im Jahr 1998. Auf diese Weise haben sie es geschafft, ihre Mietkosten-Belastung in den vergangenen zehn Jahren trotz steigender Mieten ungefähr gleich zu halten: Seit 2008 verwenden sie durchschnittlich knapp 30 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens für die Kaltmiete.
Auch der Anteil von Haushalten mit einer besonders hohen Wohnkostenbelastung von über 40 Prozent hat sich in den vergangenen zehn Jahren laut F.A.S. kaum verändert. Immer noch reserviert rund ein Siebtel der Haushalte in Großstädten so viel Geld für die Miete. Die Zahlen stehen im Gegensatz zu Berechnungen des Statistischen Bundesamtes, das seit Jahren eine leicht wachsende Wohnfläche pro Kopf ausweist – die allerdings gilt für Gesamtdeutschland inklusive der ländlichen Regionen, aus denen viele Menschen wegziehen.
Die Daten für die Studie stammen aus dem sozio-ökonomischen Panel, einer jährlichen Umfrage unter mehr als 30 000 Menschen in Deutschland. Ausgewertet wurden die Zahlen in einer bemerkenswerten Zusammenarbeit zwischen dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft und dem eher unternehmenskritischen Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. Die Zahlen sind laut F.A.S. bedarfsgewichtet, das heißt: Forscher berücksichtigen, dass ein Vier-Personen-Haushalt für den gleichen Lebensstandard nicht die vierfache Fläche braucht wie ein Singlehaushalt.
Besonders ausgeprägt ist der Trend zum kleineren Wohnraum laut F.A.S. ausgerechnet unter den Gutverdienern in Großstädten. Das einkommensstärkste Fünftel der Haushalte leistete sich im Jahr 2006 noch durchschnittlich 66 Quadratmeter pro Kopf. Heute sind es nur noch 58 Quadratmeter. Das kann daran liegen, dass Gutverdiener besonders oft umziehen. Sie überprüfen einerseits die eigene Wohnfläche relativ häufig und spüren andererseits die hohen Mieten für neu bezogene Wohnungen besonders schnell.
Irgendwann leben wir in japanischen Verhältnissen: Wohnboxen. Schlafsärge, übereinander gestapelt, im City-Zentrum für ein Drittel des Nettoeinkommens, dafür wird man quasi stehend aus der Kiste geworfen, bestenfalls auch bereits angezogen, da Heimlichkeit und der Lieblingspyjama in dieser Wohnform keinen Platz haben.
Man arbeitet, um zu leben. Nein, man lebt, um zu arbeiten, um Wohnen, d.h. irgendwo Schlafen, zu können.
Die Immobilienkrise in allen Facetten, Spekulation, knapper Wohnraum, Mietenexplosion, Blasenentwicklung, ist doch das Ergebnis eines gewaltigen politischen Versagens der Länder und eines tatenlos zusehenden Bundes.
Bleibt halt nur die Flucht in die Niederlande oder ganz aus der EU nach Norwegen – vielleicht wird in Berlin ja bald das Campen im Tiergarten erlaubt oder ein Trailerpark vor dem Bundeskanzlerinnenamt errichtet.