Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, wehrt sich gegen den Vorwurf der Empathielosigkeit. In einem Interview mit dem SPIEGEL widerspricht er der bisherigen, für ihn politisch nachteiligen Darstellung einer Begebenheit aus dem Jahr 2004.
Damals hatte Merz in Berlin ein elektronisches Adressverzeichnis verloren, das ihm zwei Tage später von der Polizei übergeben wurde. Ein Obdachloser, so wurde es medial berichtet, hatte es gefunden und abgegeben. Merz ließ dem Finder daraufhin sein Buch überreichen: »Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstandsillusion – Kursbestimmung für unsere Zukunft«. Die Geschichte war 2018 öffentlich geworden, als Merz sich erstmals um den CDU-Vorsitz bewarb. Sie diente als Beleg für eine gewisse soziale Kälte des Politikers.
Merz äußert sich nun im SPIEGEL erstmals ausführlich zu den Vorwürfen. Die Polizeibeamten hätten ihm damals den Namen des Finders nicht nennen wollen. »Sie haben mir nur ausrichten lassen: Bitte geben Sie dem Finder kein Geld, sondern schreiben Sie ihm über uns ein paar freundliche Zeilen, und legen Sie vielleicht noch ein kleines Präsent dazu.« Das habe er »voller Dankbarkeit dann gemacht«, damit sei das Thema für ihn erledigt gewesen. »14 Jahre später wird diese Geschichte ausgegraben und mit dem Hinweis verbunden, der Finder sei ein Obdachloser gewesen«, sagte Merz. »Einem Obdachlosen hätte ich ein solches Buch natürlich nicht geschickt, das ist doch völlig klar.«
Merz wehrt sich zudem gegen den von seinen Gegnern gegen ihn erhobenen Vorwurf, er
sei eitel und arrogant. Das Bild stimme »mit der Wirklichkeit nicht überein«, sagte der CDU-Politiker. Auf die Frage, wo er denn die Ursache für solche Zuschreibungen sehe, sagt
Merz: »Allein meine Körpergröße ist natürlich eine denkbare Projektionsfläche für solche Vorurteile. Ich schaue deshalb rein physisch auf viele Menschen von oben, der Schritt
hin zu ›von oben herab‹ ist dann nur noch ein kleiner Spin.«