Ökonomen warnen vor Staatshilfen nur für Autozulieferer

Führende Ökonomen haben spezielle staatliche Hilfen nur für die Autozulieferer abgelehnt.

Die Automobilbranche brauche als ein „essenzieller Teil der deutschen Volkswirtschaft“ jetzt zwar auch staatliche Unterstützung. Direkte staatliche Beteiligungen an Autofirmen und Kaufprämien für Verbrennungsmotoren wären aber „kontraproduktiv, denn sie würden den Strukturwandel bremsen und nicht fördern“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, dem Handelsblatt.

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW), Gabriel Felbermayr. „Die Krise der Autobauer hat schon lange vor Corona eingesetzt. Sie ist struktureller, nicht konjunktureller Natur“, sagte Felbermayr dem Handelsblatt. Die Probleme der Autobranche belegten, dass der klimapolitische Umbau der Individualmobilität gescheitert sei. „Zuerst kamen brachiale Flottengrenzwerte, die mit Blick auf die CO2-Ziele viel zu spezifisch sind, jetzt sollen Subventionen oder gar die Teilverstaatlichung der Zulieferer folgen.“ Kämen jetzt noch Kaufprämien für Verbrenner wäre dies nur „das Eingeständnis dieses Scheiterns“.

Grüne und IG Metall hatten am Wochenende einen staatlichen Fonds vorgeschlagen, der sich mit einer Beteiligung etwa bei Zulieferern engagiert, die von der Coronakrise hart getroffen wurden. Auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer wandte sich gegen den Vorstoß. „Das wäre der Einstieg in eine Art Staatskapitalismus“, sagte der Leiter des Duisburger Center Automotive Research (CAR) dem Handelsblatt. Die Branche sei mitten in der Transformationsphase zur Elektromobilität und der Digitalisierung. Da sei es falsch, die alten Strukturen mit Staatshilfen zu zementieren. „Man kann im Einzelfall über Kredithilfen nachdenken oder die Stundung von Steuerzahlungen, aber bitte keinen allgemeinen staatlichen Zulieferfonds“, fügte Dudenhöffer hinzu. „Wir würden damit der deutschen Autoindustrie internationale Wettbewerbsnachteile einkaufen.“

Kaufbeihilfen für Verbrenner hält Dudenhöffer für sinnvoll. Europaweit seien im August die Pkw-Verkäufe eingebrochen, der Markt sei äußerst fragil. „Von daher wäre es sehr wichtig, einen breiten Nachfrageimpuls zu setzen und natürlich Verbrenner zu fördern“, sagte er. Die einseitige hohe Förderung der Elektroautos löse hingegen nicht das Konjunkturproblem und sei falsch. „Nur Kunden bringen die halbleeren Fabriken wieder zum Laufen, und dazu muss man den Kunden in der großen Konjunkturkrise eine große Karotte geben.“

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