Der Transatlantikkoordinator der Bundesregierung, Peter Beyer (CDU), zieht eine ernüchternde Bilanz von Donald Trumps erster Amtszeit.
„Es gab Personen an wichtigen Schaltstellen, die traf man einmal, und beim nächsten Meeting waren sie schon wieder weg. Ein viel größeres Problem aber war das fehlende Feingefühl im Miteinander an oberster Stelle, seitens des Präsidenten oder auch des Ex-Botschafters Richard Grenell”, sagte Beyer dem Handelsblatt. Auf Arbeitsebene habe er viel Bemühen erlebt, kaum aber im Oval Office.
„2018 bezeichnete Trump die EU als einen Feind der USA. Da war für mich eine Grenze überschritten. Dass der wichtigste Politiker der Welt so verantwortungslos mit Sprache umgeht, hat mich schockiert.” Beyer räumte ein, dass Teile von Trumps Kritik berechtigt seien. „Beim Nato-Verteidigungsbudget hat Deutschland mehr geredet als gehandelt, unser Verhältnis zu China müssen wir klar definieren.”
Ein demokratischer Regierungswechsel würde Konflikte um den US-Truppenabzug, Handelsbeziehungen und Nord Stream 2 nicht beenden, betonte er. „Ich kenne niemanden, der sagt: Wenn Biden im Weißen Haus sitzt, brechen goldene Zeiten im transatlantischen Verhältnis an. Aber ich würde von ihm mehr Transparenz, bessere Kommunikation und weniger Fragezeichen erwarten.” Auch eine zweite Amtszeit Trumps hält Beyer für möglich: „Auf jeden Fall sollten wir uns gedanklich auf alles vorbereiten.” Deutsche müssten sich auch darauf einstellen, lange nicht in die USA fliegen zu können. „Die Entwicklung der Corona-Infektionen in den USA hat sich seit Monaten nicht entscheidend verbessert. Ich bin eher pessimistisch, dass Reisen über den Atlantik bald wieder möglich sein werden.”