US-Tech-Angestellte verlieren das Vertrauen in ihre Firmen. Das ergab eine Untersuchung der Boston Consulting Group zeigt, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet. Demnach meinten zwar neun von zehn Beschäftigte, ihr Arbeitgeber habe hehre Ziele formuliert. Doch jeder Dritte glaube, die guten Absichten würden schnell vergessen, wenn sie einem lukrativen Geschäft im Weg stünden, heißt es in der Studie. „Die grenzenlose Bewunderung, die es früher für die Tech-Industrie gab, nimmt ab“, sagte Brad White von BrightHouse, einer Abteilung der Boston Consulting Group.
Das Silicon Valley galt einst als Heilsbringer. Es war das Zentrum der digitalen Revolution und versprach Wohlstand und Fortschritt. Aber nun ändert sich das Bild. „Mehr und mehr Angestellte hinterfragen ihre Rollen“, so White. Das liege auch daran, dass das Ansehen der Tech-Jobs in der Gesellschaft gesunken sei. „Früher galt es als cool, im Silicon Valley zu arbeiten“, so der Unternehmensberater weiter. Heute sei die Reaktion von Freunden und Familie „oft verhaltener“.
Ein Grund dafür seien die Skandale der vergangenen Jahre. „Viele Firmen haben die Nebenwirkungen ihrer Produkte unterschätzt“, sagte White der „Welt am Sonntag“. Das Unternehmen Cambridge Analytica griff zum Beispiel persönliche Informationen von 87 Millionen Facebook-Nutzern ab. Daraus wurden Profile erstellt, um die US-Präsidentschaftswahlen 2016 zu beeinflussen. Zudem sammelte YouTube Daten von Kindern, ohne die Zustimmung der Eltern einzuholen. Dafür musste die zu Google gehörende Videoplattform in den USA vor Kurzem 170 Millionen Dollar Strafe zahlen.
Hahahaha. Wenn ein Konzern sich anschickt, ein Staat im Staate zu werden (Facebook), gar mit eigener Währung oder sich einfach gleich das Motto „sei nicht böse“ (don’t be evil – Google) gibt, dann weiß man doch sofort woran man ist. Klar, Salatbar ist genauso toll, wie Eiersitze für intime Personalgespräche oder selbstfahrende Carts auf dem Techcampus in kalifornischer Sonne; vom Gehalt ganz zu schweigen – aber was sind die moralischen Kosten, wenn man für ein von Skandalen geplagten Datenkraken arbeitet?
War mal schick, ist jetzt nicht mehr schick. Jede Mode ist irgendwann vorbei (und kommt irgendwann wieder).
Wer Wahlen beeinflusst, Meinungen manipuliert, seine Nutzer zu gläsernen Objekten statt menschlichen Subjekten macht und sich anschickt, die Welt „zu revolutionieren“, also in anderen Worten in jeden möglichen Lebensbereich einzudringen und mitzubestimmen, die Welt zu erobern, der erleidet früher oder später – egal wie gut gemeint es war – einen Imageschaden. Der Rest ist die natürliche Korrumption (nicht Korruption), die mit Machtzuwachs ganz normal einhergeht. Leider.