Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), fordert einen rasanten Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland.
Um bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte aufzustellen, wie die Bundesregierung es plant, »bräuchten wir ab sofort 2000 neue Ladepunkte pro Woche«, sagte Müller dem SPIEGEL. »Das ist das Zehnfache dessen, was derzeit errichtet wird.«
Aktuell werden in Deutschland laut VDA mehr als 12 000 Elektroautos und Plug-in-Hybride pro Woche neu zugelassen, aber nur 200 weitere Ladepunkte installiert. Die Folge: Eine öffentliche Ladesäule komme momentan auf etwa 13 E-Autos, so Müller. An Ostern 2021 werden sich nach VDA Prognosen bereits 20 E-Fahrzeuge eine Säule teilen müssen. Gegenüber der Politik schlage sie deshalb Alarm, erklärt Müller: »Wenn es so weiter geht wie bisher, wird sich die E-Mobilität nicht in der Breite durchsetzen können.« Man könne die Menschen nicht zwingen, Elektroautos zu kaufen, wenn sie die nicht überall aufladen könnten. Diese Botschaft will Müller auch der Kanzlerin bei Autogipfel am 17. November übermitteln.
Die Politik müsse außerdem Planungsverfahren vereinfachen sowie den Ladestrom von der Erneuerbare-Energien-Umlage befreien, damit er billiger wird. Allerdings sei nicht nur die Bundesregierung in der Pflicht, sagt Müller, sondern auch die Bürgermeister. »Jede Kommune braucht jetzt einen verbindlichen Umsetzungsplan, den sie konsequent vorantreiben muss.« Um das alles zu ermöglichen, fordert Müller einen Ladegipfel mit der Autoindustrie, den Mineralöl- und Energiekonzernen, dem Einzelhandel, den Parkhausbetreibern, der Wohnungswirtschaft, mit Vertretern der Bundespolitik und der Kommunen. »Nur wenn alle mitziehen«, so die VDA-Präsidentin, »kann es gelingen, die großen Lücken im Ladenetz endlich zu schließen.«